„Die DGB ging aus der Karl-Schubert-Schule für seelenpflegebedürftige Kinder und Jugendliche hervor und wurde 1997 mit Eröffnung der 1. Baustufe ihrer Bestimmung übergeben. Heute ist sie ein Ort, an dem Menschen mit Unterstützungsbedarf auf Dauer leben können.“
Der Karl-Schubert-Bauverein – Dorfgemeinschaft Breitenfurt ist ein mildtätiger Verein mit Sitz in Breitenfurt. Er errichtet, erhält und betreibt freie Einrichtungen, die im Sinne der anthroposophisch orientierten Heilpädagogik und Sozialtherapie wirken. Ziel ist es, Menschen, die in ihrer körperlichen und seelischen Entwicklung beeinträchtigt sind, ein sinnvolles und erfülltes Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen.
Menschen mit komplexem Unterstützungsbedarf haben individuelle Wünsche und Vorstellungen in Bezug auf Arbeit und Wohnen. Bei uns soll jede/r die Möglichkeit haben, so zu leben und zu arbeiten, dass er/sie die eigene Persönlichkeit und das eigene Potential bestmöglich entfalten kann. Ebenso differenziert wie das Bedürfnis nach Autonomie ist der Wunsch nach Begleitung, Unterstützung und Pflege. Für viele ist die Gemeinschaft mit anderen eine große Hilfe. Die passende innere und äußere Struktur bei uns ermöglicht eine zuverlässige Orientierung und schafft Raum für Entwicklungen, die manche Menschen zu einem weitgehend eigenständigen Leben befähigen, andere wiederum vor Isolation bewahren.
Wir organisieren Unterstützung, ermöglichen Teilhabe und begleiten Menschen mit ihren individuellen Biographien. Dazu bedienen wir uns der Methoden der Unterstützten Kommunikation, der Unterstützten Entscheidungsfindung, der Persönlichen Zukunftsplanung und der Einrichtung von Unterstützerkreisen.
Die Dorfgemeinschaft wird von den MitarbeiterInnen und den BewohnerInnen gemeinsam selbstverwaltet. Wir organisieren dort folgende Einrichtungen:
„Die DGB fördert sämtliche Bestrebungen, Menschen ein selbstbestimmtes Leben im Sinne der UN- Konvention zu ermöglichen.“
Im Artikel 19 der UN-Behindertenrechtskonvention wird in besonderer Weise die Beachtung des Rechtes auf ein selbstbestimmtes Leben gefordert. Dies ist ebenso in der Anthroposophie ein zentraler Gedanke. Wir fördern deshalb Selbstbestimmung mit Hilfe Unterstützter Kommunikation, Persönlicher Zukunftsplanung und Unterstützten Entscheidungsprozessen.
Wir sind bestrebt, für die BewohnerInnen die passende Wohnform (Appartement, Wohn- oder Lebensgemeinschaft, paarweise oder einzeln) und Teilhabemöglichkeiten am Arbeitsleben zu finden. Neben den handwerklichen Werkstätten arbeiten die BewohnerInnen auch in Haushalt, Küche, Garten und Hausmeisterei, um ihren Lebensraum mitzugestalten. Diverse Einrichtungen und Aktivitäten (Veranstaltungen, Kaffeehaus, Spielplatz, Schaugarten ...) eröffnen ein breites Angebot für unterschiedliche Bedürfnisse und Wünsche.
Zur Selbstbestimmung trägt auch bei, dass die DGB als selbstverwaltete Organisation von der Gemeinschaft lebt und zahlreiche Möglichkeiten zur Partizipation anbietet. So besteht zum Beispiel mit dem Dorfrat die Möglichkeit, die Geschicke und Einrichtungen des Dorfes aktiv mitzugestalten.
„Das Leben in der DGB basiert auf den Werten und dem Menschenverständnis Rudolf Steiners. Wir arbeiten auf der Grundlage der anthroposophischen Heilpädagogik und Sozialtherapie, die wir mit aktuellen Erkenntnissen verbinden.“
Die Anthroposophie ist für uns ein Erkenntnisweg und eine Inspirationsquelle, die wir in den verschiedensten Bereichen umsetzen: biologische Ernährung, anthroposophische/homöopathische Medizin, Jahresfeste, anthroposophische Pflege, Haltung und Therapien, Menschenbild, persönliche Zukunftsplanung, Ganzheitlichkeit, Raumgestaltung, Sich-in-Beziehung-Setzen, Rudolf-Steiner- Seminar und Einführungsseminar.
In der anthroposophischen Sozialtherapie sind Gemeinschaft und die direkte Begegnung von Ich und Du sehr wichtig. Die Sozialtherapie geht von dem intakten Essentiellen des Menschen, das weder krank noch behindert sein kann, aus. Auch die Beziehung von BegleiterIn und BewohnerIn ist ein subjektives Ich-Du-Verhältnis. BewohnerInnen sind keine Objekte oder HilfeempfängerInnen, sondern MitgestalterInnen eines dialogischen Vorgangs. Das eigene Leben ist die Therapie.
Nach der anthroposophischen Anthropologie Rudolf Steiners ist das Essentielle des Menschen in seinem geistigen Wesenskern begründet. Dieser Wesenskern ist der Ursprung seiner Individualität und seiner inhärenten Würde. Nur wenn diese Individualität und Einzigartigkeit geschützt und beachtet werden, ist ein möglichst selbstbestimmtes, freies und teilhabendes Leben möglich. Dieses zu ermöglichen ist unsere wichtigste Aufgabe, sie deckt sich mit den Idealen der UN-Konvention für Menschen mit Unterstützungsbedarf.
Ein Mensch fühlt sich dort zuhause, wo die Beziehungen von Verständnis, Empathie, Liebe und Anerkennung geprägt sind. Diese Maxime hat für alle Menschen, die in der Dorfgemeinschaft arbeiten bzw. begleitet werden, Gültigkeit. Das bedeutet für uns, auf kultivierte Beziehungen zu achten und ein Leben in Harmonie und Ausgeglichenheit mit allen uns umgebenden Menschen und der gesamten Natur anzustreben, um so ein Wohlbefinden zu erreichen.
Zusätzlich zu der gesundenden Wirkung von liebevollen Beziehungen baut auch die ästhetische Umgebung Menschen auf, die darin zuhause sind. Wir sind stets bestrebt, die unmittelbare Umwelt, die Innen- und Außenarchitektur sowie die Gestaltung der Außenräume naturnah und organisch zu kultivieren.
Und nicht zuletzt hat auch die gesunde Ernährung einen hohen Stellenwert bei uns: ausgewogen, biologisch-dynamisch, aus regionalem Anbau, saisonal, gesund, leicht, an die Bedürfnisse der BewohnerInnen angepasst, geschmackvoll, vielseitig und ästhetisch zubereitet.
Wir arbeiten mit Wege zur Qualität, einem anthroposophischen Qualitätsentwicklungsverfahren für den Bereich pädagogischer, heilpädagogischer und sozialtherapeutischer Aufgaben.
„Die DGB ist offen für Menschen, die mitgestalten und einander begegnen wollen. Alle Menschen sind willkommen, die Inklusion leben möchten und die Dorfgemeinschaft als Kulturraum verstehen und nutzen.“
Gemeinschaft wird von uns als ein permanenter Prozess des bejahend aufeinander Zugehens gesehen. Die Summe der aktiven Begegnungen auf Augenhöhe zwischen BewohnerInnen, MitarbeiterInnen, PraktikantInnen, Zivildienern und Eltern bzw. ErwachsenenvertreterInnen ergibt eine lebendige Gemeinschaft.
Sie wird in gemeinsamen Festen, Begegnungsstunden, mittels kulturelle Aktivitäten oder durch die Zusammenarbeit in den verschiedenen Konferenzen gepflegt. Die Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen und mitzugestalten, sind vielfältig: etwa durch Freiwilligenarbeit, Praktika, die Teilnahme an Konferenzen, am Zukunftsforum, der Generalversammlung, sonstigenVeranstaltungen, an Arbeitsgruppen, durch die Übernahme von „Zusatzprojekten“, durch Delegation in der Leitungskonferenz.
Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch in seiner Individualität von der Gesellschaft anerkannt wird und die Chance hat, Teil von ihr zu sein. In der Dorfgemeinschaft ist die Teilhabe an Arbeit, Dorfleben, Kultur und Bildung für jede/n BewohnerIn möglich. Die Öffnung der DGB nach außen sowie die mannigfaltigen Begegnungen ihrer BewohnerInnen außerhalb der Dorfgemeinschaft stellen ein wichtiges Element der Inklusion dar.
Indem die Dorfgemeinschaft Räumlichkeiten wie den Stella-Nova-Saal, den Schaugarten oder das Café für öffentliche Veranstaltungen und Konzerte zur Verfügung stellt, wird sie als Teil der Öffentlichkeit erlebt. Durch öffentliche Feste und Feierlichkeiten leben und pflegen wir Gemeinschaft über die Grenzen der Dorfgemeinschaft hinaus.
„Wir achten auf kultivierte Beziehungen zueinander, gehen wertschätzend miteinander um und respektieren einander in unserer Individualität.“
Fühlt sich der Mensch wahrgenommen, verstanden, anerkannt und bejaht, empathisch und liebevoll begleitet und respektiert, so kann sich seine Seele, der Anthroposophie zufolge, entfalten. Darüber hinaus muss er sich in seinem Wohn- und Arbeitsbereich wohlfühlen: Hierzu gehört vor allem, dass er eine Aufgabe hat, an der er gerne arbeitet, und in seinem Wohnraum ungestört und in friedlichem Zusammensein mit anderen verweilen kann.
Wir achten auf kultivierte Beziehungen zueinander, gehen wertschätzend miteinander um, bemühen uns um die Würde und Individualität eines jeden Einzelnen in der gegenseitigen Begegnung. Das gilt für die MitarbeiterInnen genauso wie für die BewohnerInnen, sie sind einander dialogisch zugewandt. Es ist unser Bemühen, eine starke, miteinander verbundene Gemeinschaft zu etablieren. Individualität und Gemeinschaft sind ein fruchtbares Spannungsfeld, das der Gemeinschaft Bewegung und Entwicklung ermöglicht und dem Einzelnen Geborgenheit und Identifikation bringt.
Die Lebensqualität des/der Einzelnen wird in dem Maß gefördert, wie wir mit liebevollem Interesse und Empathie seine/ihre Bedürfnisse wahrnehmen und daraufhin wirken. Die Verschiedenheit der BewohnerInnen kann in Bereiche wie die Lebenskultur, die Tierhaltungen, die medizinische Versorgung, die Musik und die Paar-Beziehungen hineinreichen. Wir nehmen in verschiedenen Bereichen wie Sexualität, Freizeit oder Sport Rücksicht auf die unterschiedlichen Lebensphasen der BewohnerInnen.
Für die Dorfgemeinschaft als Arbeitgeber ist es wichtig, den Bedürfnissen der MitarbeiterInnen gerecht zu werden. Das reicht über formale Möglichkeiten wie Dienstplanung oder Fortbildungen hinaus. Wir gehen auch auf die unterschiedlichen Lebensphasen der MitarbeiterInnen ein, etwa in Form von berufsphasenorientierter Personalentwicklung und der Entwicklung angepasster Lebens- und Arbeitsformen im Alter. Für ein gutes und faires Klima sorgt der Betriebsrat und neben besonderer Unterstützung für Familien gibt es unter anderem betriebliche Gesundheitsfürsorge, eine Psychologin, ermäßigtes Essen und vergünstigte Dienstwohnungen.
Auftrag der Leitung ist es, Aufgaben und Ziele zu definieren und so zu kommunizieren, dass die Gemeinschaft diese Ziele erkennen, als vernünftig nachvollziehen und sich damit identifizieren kann. Dieses zu verwirklichen ist eine Sache der Kommunikation und der Empfangsbereitschaft des Einzelnen. Darüber hinaus ist ein sachlich kompetenter, fairer und situationsgemäßer Umgang wünschenswert. Transparenz in Bezug auf Informationen und regelmäßige wertschätzende Zusammenarbeitsgespräche bilden die Basis für ein gesundes Vertrauensverhältnis.
Die Anliegen aller beteiligten Menschen zu hören und ernst zu nehmen, heißt natürlich auch, wenn Schwachstellen und Probleme angesprochen werden, genau zuzuhören und allfällige Kritik annehmen zu können. Es gibt eine reife Fehlerkultur und ein professionelles Konfliktmanagement. Zum Kreis der beteiligten Menschen zählen auch die Angehörigen bzw. die ErwachsenenvertreterInnen der BewohnerInnen.
Ein selbstständiges und eigenverantwortliches Agieren der MitarbeiterInnen ist notwendig und gewünscht. Wir öffnen Freiräume für kreatives Schaffen und Arbeiten, wenn es sich im Einklang mit den Leitgedanken der Dorfgemeinschaft findet.
„Wir sind ein selbstverwalteter Betrieb, im Sinne des Vereinsgesetzes ein großer Verein und gelten in steuerlicher Hinsicht als mildtätiger Verein.“
Die Dorfgemeinschaft ist gemäß §§ 34 ff der Bundesabgabenordnung (BAO) ein mildtätiger Verein.
Die stimmberechtigten Vereinsmitglieder wählen im obersten Organ des Vereins, der Generalversammlung, die aus Eltern, ErwachsenenvertreterInnen, FreundInnen und MitarbeiterInnen besteht, den Vorstand. Von der Generalversammlung werden alle grundsätzlichen Entscheidungen des Vereinsgeschehens getroffen. Die Vorstandsmitglieder sind ehrenamtlich tätig. Der Vorstand leitet den Verein und delegiert einen Teil der Geschäftsführung an den Gesamtleiter und die Leitungsgremien.
Der Dorfrat setzt sich aus BewohnerInnen und MitarbeiterInnen zusammen und wird von der Regenbogenkonferenz, einer Versammlung aller begleiteten WerkstattkollegInnen, gewählt. Er ist das Mitbestimmungsorgan der begleiteten Menschen und Forum für Anregungen, Vorschläge, Wünsche, Beschwerden und Mitbestimmung bei Aufnahmen, BewohnerInnenwechseln und kulturellen Angeboten. Der Dorfrat hält Verbindung zu den Gremien der DGB.
Um allen Menschen in der Dorfgemeinschaft Perspektiven, Teilhabe und Entwicklung und biografische Schritte zu ermöglichen, braucht es Raum für verschiedene Themen und Anliegen. Diesen bieten die Generalversammlung, die Vorstandssitzungen, die Leitungsgremien, die Elternplattform, der Betriebsrat, die Werkstattkonferenzen, die Wohnbereichskonferenzen, Teambesprechungen sowie der Dorfrat.
Für Transparenz sorgen folgende Informationsquellen: die BezugsbegleiterInnen, die Hausverantwortlichen und TeamleiterInnen der Werkstatt, die Elterntreffen, die Pflegeleitung und der Arzt/ die Ärztin, die BereichsleiterInnen, das Dorfblatt, die Elternplattform, der Angehörigentag, die Generalversammlungen des Vereins, der Jahresbericht, die Homepage und die Präsenz auf sozialen Medien. Die DGB wird jährlich von einem/r WirtschaftsprüferIn geprüft und von der NÖ Landesregierung beaufsichtigt. Für die Zusammenarbeit mit Wege zur Qualität unterzieht sich die DGB freiwillig regelmäßigen Audits.
MitarbeiterInnen stehen zusätzlich Gespräche mit dem/der Vorgesetzten, Teambesprechungen, der Betriebsrat, Informationsmails, eine ausführliche Eintrittsmappe, ein jährlich aktualisiertes Betriebshandbuch und Einsicht in die Dokumentation zur Verfügung.